ABC News and a spectacular interview

Recht oft kommt Australien in den heimischen Medien nicht vor. Liegt es vielleicht daran, dass das sechstgrößte Land der Erde auf der anderen Seite der Scheibe liegt … ;-) – Wenn doch etwas durchdringt, ist es meist Unerfreuliches, wie Buschbrände, Fischsterben oder die (unverständliche) Widerborstigkeit eines Tennisspielers.

Nun – auch in den australischen Medien ist Austria nicht sonderlich oft vertreten. Aber auch Europa, bzw. die Europäische Union sind far, far away …

Manchmal machen sich auch Medien über die Ähnlichkeit von Australia and Austria trotz der schieren Gegensätzlichkeit lustig. Recht amüsant zum Nachhören von ABC Radio: „You say Austria, and I say Australia. Let’s call the whole thing off”, vom 3. Juli 2022.

Jetzt aber: Thanks to Außenpolitikredakteur Thomas Golser, from the Austrian Newspaper „Kleine Zeitung“ for quoting ABC News mit der Story „Wie der russische Botschafter in Australien im TV vorgeführt wird“.

Die Einstiegsfrage von Moderatorin Sarah Ferguson an den Botschafter Russlands Dr. Alexey Pavlovsky in Australien ist tatsächlich sehr direkt. „Sie leben hier in einem freien und offenen Staat, wie fühlen Sie sich dabei, ein repressives und diktatorisches Regime zu vertreten […]?“ Die knapp zwölf Minuten des Interviews von Sarah Ferguson mit Botschafter Dr. Alexey Pavlovsky sind gut investierte Zeit.

Hier der Link zum Interview, “Russia’s ambassador to Australia accuses International Criminal Court of biasFoto: Screenshot ABC News.

Hier der Link zum Beitrag Kleine Zeitung (kostenpflichtig): „Wie der russische Botschafter in Australien im TV vorgeführt wird

 

 

Adelaide ist eine Universitätsstadt! Das sieht man hier neben einer hohen Dichte an Lokalen auch an der Vielzahl sehr coolen wissenschaftlichen Museen … Das SAM habe ich ja grad mal beschrieben. Heute ging es ins „MOD – Museum of Discovery

Es ist in einem Hochhaus der University of South Australia unmittelbar neben dem Hauptbahnhof in Adelaide untergebracht. „Das MOD ist ein Museum für futuristische Entdeckungsreisen. Es bildet eine Schnittstelle von Wissenschaft, Kunst und Innovation, die sich gegenseitig inspirieren“ – so lautet u.a. die Selbstbeschreibung.

Der Fokus ist dabei ganz besonders auf ein junges Publikum ausgerichtet, genannt wird die Gruppe der 15- bis 25-jährigen.

Mitte Jänner 2023 startete „Flex“. – Die jungen BesucherInnen werden eingeladen sich Gedanken darüber zu machen, wie Grenzen verschoben und neu gezogen werden müssen, damit die Menschen die kommenden Jahrzehnte gut überleben können. Angesprochen werden z.B. Klimaveränderung, Ressourcenverfügbarkeit oder nachhaltige Designlösungen.

Point of Impact“ beschreibt die möglichen Folgen von AI auf die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft – schlicht auf die Art, wie wir leben werden. Als Beispiel wird die Bewältigung des Klimawandels herangezogen.

In „Bodification“ geht es um die Frage, ob künftig Organe aus dem 3-D-Drucker kommen oder tierische Teile dem Menschen implementiert werden, um diesen zu optimieren. Etwa im Film „The Modular Body

Sehr lässig ist auch die Möglichkeit, die Planeten unseres Sonnensystems und den Mond ganz interaktiv kennen zu lernen.

Dabei ist der Abendhimmel auf riesigen Schirmen zu sehen oder die Oberfläche des Planeten wird auf einen Globus mitten im Raum projiziert. Beim Abendhimmel geschieht die Orientierung z.B. über die klassischen Sternbilder und der ausgewählte Planet rückt immer näher. Beim Mars oder Mond kann man über die Oberfläche schweben und die gewünschte Region auswählen.

In einem weiteren Raum wird man zu einer Diskussion zu ethischen Fragen der Gentechnik in der Medizin eingeladen. Dabei wird (bewusst provokant?) gefragt, ob eine Gentherapie bei Alzheimer und Attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) gleichermaßen erlaubt sein soll …

Ein Besuch in Adelaide, ohne das „SAM“ ausführlich zu sehen, ist fast unvorstellbar. Das „South Australien Museum“ ist so etwas wie das Weltmuseum Wien (das ehemalige Völkerkundemuseum) und das Naturhistorische Museum unter einem Dach.

Die Mineraliensammlung, tonnenschwere Meteoriten, die Darstellung der Fauna und Flora Australiens sowie der Unterwasserwelt und großartiger Fossilienfunde sind schon sehr beeindruckend.

Das Ganze ist garniert mit Dokumentationen, in wie weit das SAM Energie spart und welchen Beitrag das zum Projekt Carbon Neutral Adelaide liefert. Das alles ist außerordentlich – doch auch wiederum in gewisser Weise bekannt …

Was hingegen besonders berührt und beeindruckt, ist die Schau zu den „Aboriginal Cultures“ Australiens – diese soll eine der bedeutendsten weltweit sein. Man lernt sehr viel über die Lebensweise, die Kultur, die Rechtsordnung bis hin zur Medizin der wahrscheinlich ältesten ununterbrochen lebenden Kultur der Welt. Ein Beispiel dazu ist das Projekt: „Aboriginal Living Languages South Australia.“ Darüber hinaus sind Werkzeuge, Alltagsgegenstände und Boote zu sehen.

Als Gast im Land maße ich mir nicht an, den Umgang mit der Urgeschichte des Landes zu bewerten. Was jedoch ein wenig frösteln lässt, ist die historische, europäische Sicht auf Australien. Der Kontinent wurde lange nach der offiziellen Entdeckung am 26. Januar 1788 (Australia Day!) als „Terra Nullius“, Land, das niemandem gehört, beschrieben. Nur in Europa, im heutigen Österreich, war und ist die Welt zu dieser Zeit etwa mit Josef II und W. A. Mozart (Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550) sehr präsent …

Es oblag dem australischen Anthropologen Norman Barnett Tindale (12. Okt. 1900 – 19. Nov. 1993), der mit einer sehr aufsehenerregenden Grundlagenarbeit, der „Tindale Map“, die Territorien, bzw. Sprachgruppen von mehr als 250 Aboriginal-Gruppen zum Zeitpunkt der Ankunft der Europäer zeigte, dass da schon jemand seit sehr, sehr langer Zeit da war.

In der Beschreibung zur Karte steht: „This is a political map in the broadest sense. […] The map challenged the prevailing idea that Australia was terra nullius, an empty land ready for European Occupation.” Über 50 Jahre wurde an der Karte gearbeitet, ein Großteil der wissenschaftlichen Arbeit erfolgte im South Australien Museum.

Hier sind noch ein paar Beispiele für Sprachbegeisterte: Arabana is the language of Kati Thanda (western Lake Eyre region)

Die sechs „Onkaparinga Libraries“, eine davon bei uns in Seaford, sind ein kleines wunderbares Universum … Sie sind Bibliothek, Nachbarschaftszentrum, Kino, Treffpunkt … – geöffnet von Montag bis Samstag.

„Es gibt immer etwas Neues hier zu sehen und zu entdecken“ steht im Folder – und genauso ist es.

Eltern können mit Baby und Kleinkind kommen, wenn die Kinder größer sind, gibt es Angebote zum Spielen und passende Literatur für erste Leseversuche. Ältere (Schul)Kinder können aus zahlreichen Aktivitäten nach der Schule wählen.

Ist jemand krank, nicht mobil, werden Bücher und weitere Medien auch nach Hause gebracht.

Natürlich gibt es auch ein breites Spektrum für Erwachsene. Sport und Spiel, Filmabende, Yoga und Stricken … sind möglich, wer will kann auch den eigenen Familienstammbaum erstellen und erforschen, ob in den lokalen Archiven etwas zu den Ahnen steht. Auch Sportgeräte stehen leihweise zur Verfügung.

Freies WLAN ist selbstredend, wer keinen eigenen Computer hat, dem stehen gegen Reservierung Geräte zur Verfügung. Bis zu zwei Stunden pro Tag sind möglich.

In der Bibliothek stehen gegen einem kleinen Kostenbeitrag Drucker, Scanner und auch ein Fax zur Verfügung. Dokumente können aber auch von zuhause aus hochgeladen und in der Bibliothek gedruckt werden.

BTW: Happy Valentine!!

Besuch beim „Willunga Farmers Market“ am Areal der Willunga High School. Offen an jedem Samstag von 8.00 am bis 12.00 noon – dieser hat immer offen, ganz gleich, ob „rain, hail or shine“. Seit Jahrzehnten gibt es den South Australia’s first Farmers Market. Das Motto lautet: “shop in the fresh air and enjoy delicious locally grown products.“

Der Markt befindet sich hier, einfach klicken, es lohnt sich sehr!

Es ist ein kunterbunt gemischtes Publikum, einige versuchen sich mit Gesang und Gitarre. Alles ist sehr entspannt, viele scheinen sich hier auf ein spätes, zweites Frühstück verabredet zu haben.

Es gibt reichlich Obst und Gemüse, Käse, auch ein wenig Fleisch, Würste und Fisch. Ebenso ein sehr köstliches Olivenöl, das aus der unmittelbaren Umgebung stammt.

Besonders fein sind die Crêpes in zig Varianten. Wer es deftiger mag: pulled pork burger gibt es auch. Was auffällt: Gefühlt drei Viertel der Zahlungen erfolgen mit der Karte, auch kleinste Beträge werden elektronisch beglichen. In der City of Adelaide übrigens akzeptieren street artists auch die Kreditkarte …

 

Am 26. Jänner war Australia Day. Nationalfeiertag in Down Under. Und es ist ein ganz besonderer Tag, nicht nur hier in Adelaide. Deshalb wird es heute deutlich länger. Geschäfte und Banken hatten zu, die meisten Aktivitäten spielen sich an dem Tag im Freien ab – kein Wunder bei den angenehmen sommerlichen Temperaturen.

Ab dem späten Nachmittag tummeln sich tausende Gäste im wunderbaren Elder Park entlang des River Torrent. Es ist ein unglaublich buntes Treiben, sehr, sehr international und ausgesprochen entspannt und friedlich. Chinesische Drachen folgen auf schottische Dudelsackspieler, dann wieder eine Gruppe von Tibetern, mit klaren politischen Aussagen.

So einen leichtfüßigen wie gleichermaßen tiefgründigen Nationalfeiertag habe ich in Österreich noch nie erlebt. Im Grunde genommen ist es zunächst ein ganz großes Picknick im Freien, dann folgt ein kurzes, knackiges Programm mit viel Geschichte, viel Emotionen und einem zigfach wiederholten Bekenntnis zu Diversität.

Der Australia Day wird als Anlass beschworen, kurz inne zu halten. Woher kommen wir, wer sind wir, was heißt es, hier zu leben. „United in diversity“ erinnert sehr stark an das Motto der Europäischen Union. An Pathos wird nicht gespart, die Landschaftsbilder sind an Wucht nicht zu überbieten. Drei Frauen werden dann auf die Bühne gebeten: Eine junge Afghanin schildert ihre Flucht und die aktuell ausweglose und triste Situation der weiblichen Bevölkerung in Afghanistan, sie erzählt vom extrem harten Leben ihrer im Land verbliebenen Familie. Im perfekten Englisch bedankt sie sich für die Chance, die sie hier bekommen hat. Eine Frau in ukrainischer Tracht beschwört Solidarität mit ihrem Land. Und eine Milchbäuerin bringt mit wenigen Sätzen die für viele ausweglose Situation nach den dramatischen Überschwemmungen nahe. Samt Hinweis auf Klimaveränderung und die notwendigen Anpassungen im täglichen Lebensstil.

Natürlich: Der Australia Day ist seit vielen Jahren ein heftiger Reibebaum, da wird stets viel ideologisches Kleinholz gehackt. – Die Bruchlinien scheiden Traditionalisten und die „Australia’s First Peoples“, die lieber vom „Invasion Day“ sprechen. Hier in Adelaide steht auf Plakaten: „Der Australia Day Council of South Australia bestätigt, dass das Australia Day 2023 Programm auf dem traditionellen Land der Kaurna (Ureinwohner von Adelaide und den Adelaide Plains) präsentiert wird. Wir respektieren die Vergangenheit, Gegenwart und Entwicklung der Ältesten. Wir erkennen und respektieren ihren Glauben an das kulturelle Erbe und ihre Beziehung zum Land.“

Was bleibt, ist ein bislang nicht erlebter Nationalfeiertag. Der bewusst einschließt und nicht ausschließt. 51 Nationen nahmen an der Parade zum Australia Day teil. Alle schienen sehr stolz auf „ihr“ Australien zu sein. Als die Nationalhymne angestimmt wurde, standen alle von ihren Picnic-Decken auf und sangen vielstimmig mit. Ein Tag, der aus sehr, sehr vielen Teilen gebaut ist. Ein mutiges Signal Richtung Vielfalt.