Kangaroo Island
Kangaroo Island ist ein Naturparadies. Und: So viel Pathos sei hier erlaubt: die Island ist aus einer Flammenhölle wieder auferstanden. Nach katastrophalen Buschbränden im Hochsommer zur Jahreswende 2019/2020 (eh klar, Südhalbkugel) wurden rund die Hälfte(!!) der Vegetation und aller Wildtiere komplett vernichtet. Auch zweieinhalb Jahre danach sieht man Baumstümpfe an Wegrändern mit fast einem Meter Durchmesser, die bis tief, tief in den Boden hinein komplett verkohlt sind. Das Inferno muss unvorstellbar gewesen sein.
Kangaroo Island ist einerseits etwas größer als Burgenland – bei den EinwohnerInnen wird andererseits der Unterschied aber mehr als deutlich: Rund 300.000 versus rund 5.000 Menschen leben hier. Geschäfte gibt es nur in Penneshaw (hier legt auch die Fähre vom Festland an) und in Kingscote im Nordosten. Tankstellen sind beinahe ebenso rar.
Dafür gibt es auf der Insel neben den namensgebenden Beuteltieren v.a. Koalas, Possums, Echidnas, Wallabys und – Schafe sonder Zahl.
Die Insel ist eine kleine Welt für sich. Streng wird darauf geachtet, dass z.B. keine Honigprodukte, keine ungewaschenen Erdäpfel oder Hasen und Füchse auf die Insel gelangen. So soll das Einschleppen von Krankheiten und Schädlingen vermieden werden. Die Folgen sorglosen Verhaltens kennt man in Down Under leider all zu gut.
Im Bild: Morgenstimmung in Vivonne Bay
Geist und Design für die Flasche
„We’ve reinvented the wine bottle for the future“ – recht selbstbewusst präsentiert sich „Packamama“, ein britisches Verpackungsunternehmen mit Sitz in Australien. Hier geht es nun beispielhaft um das Zusammenspiel von Design, Marketing, effizienter Logistik und um die Aufmerksamkeit bei den Kundinnen und Kunden.
Eine effiziente und kostensparende Logistik ist eine ganz entscheidende ökonomische Stellschraube für den exportorientierten australischen Weinbau. Dies umso mehr, weil Labels über den „Carbon Footprint“ von Nahrungs- und Genussmitteln immer mehr an Bedeutung gewinnen und internationale Kunden dies auch verstärkt einfordern. Auf der Hompage von „Wine Australia“ wird ganz oben auf der Startsite auf „Emissions Reduction Roadmap for the Australian Wine Sector“ verwiesen.
Bei der „Industry Climate Change Conference 2023“ am 20. und 21. April in Adelaide wurden Beispiele gezeigt, wie Treibhausgase z.B. in der Nahrungsmittelindustrie eingespart werden können. So geschehen in der Session „Tackling emissions throughout the value chain“. Weil es für die österreichische Wahrnehmung vielleicht schwer verständlich ist, möchte ich hier näher darauf eingehen. Auch deshalb, weil Design dabei eine besondere Rolle spielt.
Die hier präsentierten flachen Weinflaschen von „Packamama“ sind aus recycliertem Kunststoff mit Schraubverschluss und haben einen beinahe rechteckigen Querschnitt. Von der Haptik her fühlt sich die Flasche dennoch ähnlich wie Glas an. Laut dem Unternehmen wiegt eine Flasche 63 Gramm und ist dadurch um rund 80 Prozent leichter als eine vergleichbare Glasflasche. Auf einer australischen Handelspalette könne man so bis zur doppelten Menge an Weinflaschen stapeln. Das führe, so die Argumentation von „Packamama“, zu einer Reduzierung von Treibhaugasen beim Transport.
„Wein ist ein globales Produkt, das auf der ganzen Welt produziert und transportiert wird – die Lieferketten werden dabei zunehmend komplexer“, sagt Amelia Dales, kaufmännische Leiterin von Packamama. Es geht hier also um für österreichische Verhältnisse ungewohnte Perspektiven. Denn: Spricht man von Export bzw. Logistik im australischen Maßstab, gehen die Distanzen schon im eigenen Land sehr schnell in den hohen vierstelligen Kilometerbereich. Amelia Dales formuliert das so: „Die überwiegende Zahl an Weinen reift nicht in der Flasche, da macht ein zerbrechliches, schweres und räumlich ineffizientes Gefäß keinen Sinn. Das wiegt noch schwerer, wenn die Weine online gekauft und zugestellt werden oder bei Weinen, die während des Fluges oder bei Veranstaltungen im Freien serviert werden.“
„Unsere Flaschen sind ein Design-Statement, aber auch eine funktionale Verbesserung, ein wirtschaftlicher Vorteil und ein Nutzen für die Umwelt“, so Amelia Dales. Natürlich möchte man mit dem auffälligen Design ein ökonomisch spürbares Alleinstellungsmerkmal und neue Kommunikationsmöglichkeiten für die australischen Winzerinnen und Winzer schaffen.
Ob eine Weinflasche aus Kunststoff auch in Österreich einen Bestand hätte, beantwortet Peter Masser vom gleichnamigen und vielfach ausgezeichneten Weinbaubetrieb im südsteirischen Fötschach aus seiner Sicht recht eindeutig:
„Diese Flasche wird in Österreich keinen Platz finden. Schon vor 20 Jahren haben wir mit Kunststoff schlechte Erfahrungen gemacht. Korken aus Kunststoff führten beispielsweise zu einer überschnellen Reifung und einer raschen Alterung des Weines. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Wein in einer Kunststoffflasche zehn Jahre später bei einer Verkostung schmecken würde.“
In der Tat prallen da Wein-Welten aufeinander … Amelia Dales, kaufmännische Leiterin von Packamama hätte es wie bereits erwähnt, nicht treffender differenzieren können: „Wein ist ein globales Produkt …“ – Wer für die andere Seite des Globus Wein produziert, muss die Logistik so effizient wie möglich gestalten und etwa jedes Gramm und jeden Zentimeter einsparen. Wer Weine produziert, die erst Jahre nach der Ernte ausgeschenkt werden, steuert und agiert naturgemäß diametral anders.
Durchgedacht und höchst professionell sind beide Wege – welcher langfristig erfolgreicher sein wird, entscheiden letztendlich der Markt, aber auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Denn: Ist die Ökonomie durch und durch global, mit allen Konsequenzen und Nebenwirkungen, oder nicht?
Foto: © Jude Cohen
Wein und Zahlen
Australien zählt zu den größten Weinproduzenten der Welt und ist sehr exportorientiert. Zuletzt wurden laut „Wine Australia“ Weine im Wert von rund 1,9 Mrd. US-Dollar exportiert. Die wichtigsten Länder dabei sind die USA, gefolgt von United Kingdom, Honkong, Canada und Singapore.
Wein (oder Bier) hier in Südaustralien zu kaufen ist übrigens sehr teuer (hohe Steuern!) und aufwendig, weil es Alkohol nur in lizensierten Geschäften gibt, etwa „BWS-Stores“ (beere, wine, spirits) – zudem ist auch die Menge beschränkt. Während in Österreich australische Weine im Supermarkt schon um weniger als vier Euro zu haben sind, zahlt man hier für ein „Schnäppchen“ mindestens das Dreifache. Eine kleine Bierdose, bzw. Flasche (0,33 l) schlägt im Geschäft mit rund 3,50 Euro zu Buche.
Von 2021 auf 2022 kam es laut dem jüngsten „Export Report“ (März 2023) zu einem signifikanten Rückgang beim australischen Weinexport von rund sieben Prozent auf rund 620 Mio. Liter Wein. – Zum Vergleich: Die Jahresproduktion in Österreich beträgt rund 235 Mio. Liter Wein.
Die Exporte sanken einerseits aufgrund von Handelsstreitigkeiten mit China, vor allem aber stürzte der Handel mit United Kingdom ab. Dieser Markt ist nach einem erhöhten Versandniveau seit zwei Jahre rückläufig. Die Gründe sind laut Wine Australia der Brexit und Covid 19.
Es gab jedoch ein Mengenwachstum in die USA und nach Kanada, jedoch vor allem im Bereich der Fassweine. Genau diese Sparte ist im Preis aber wertmäßig gefallen! Starkes Wachstum verzeichneten die Exporte nach Südostasien, die um neun Prozent auf 301 Millionen US-Dollar stiegen.
Interessant ist ein Vergleich der Exportwerte von australischem und österreichischem Wein: Laut Österreich Wein Marketing GmbH betrug dieser zuletzt 3,42 Euro. Ein „Rekordwert“ so Chris Yorke, Geschäftsführer der ÖWM (Österreich Wein Marketing).
In Australien hingegen sind es umgerechnet 1,88 Euro. Quelle Dashbord Wine Australia.
Hier in Adelaide wächst der Wein fast ums Eck, etwa in Barossa Valley, McLaren Vale, in Coonawarra, in Clare Valley, dem einmaligen Riverland oder in den Adelaide Hills. Die wichtigsten Rebsorten sind Shiraz, Cabernet Sauvignon und Chardonnay.
Ein Logo erzählt Geschichte
Quote Australian Space Agency: “For thousands of years Indigenous Australians made sense of the land, by looking to the sky. Today we continue to look from earth to space and from space to earth. Using our unique location and skills, we will transform and grow a globally respected space industry. We acknowledge the traditional owners of country throughout Australia and recognise their continuing connection to the land, waters and culture. We pay our respects to their elders past, present and emerging.“
Beim Logo der Australian Space Agency referenziert man auf die “Australia’s Indigenous people, the world’s oldest astronomers.” Das Logo der Agency setzt sich aus acht Sternbildern zusammen, die den First Nations schon vor Jahrtausenden zur Orientierung, als Taktgeber, dienten. Diese sind: “Ginan” – (the smallest star of the Southern Cross), “Emu in the sky”, “Stingray Pursued by Sharks”, “The Seven Sisters”, “Women in the Sky”, “The Three Brothers” the “Eagles Footprint and Claw” and “Wanjel and Yuree Pursuing Purra”.
Man möchte, so die Agency, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verknüpfen sowie die die Geschichte der Ureinwohner mit den Weiten des Weltraums verbinden.
Ein Video auf YouTube schildert die Entstehungsgeschichte des Logos.
Hier gibt es alles rund um Brand Strategy & Identity, Design, Production.
[© Logo: Australian Space Agency brand]
Australian Space Discovery Center
Besuch im Australian Space Discovery Center, das ist eine Einrichtung der Australian Space Agency.
„Weltraumtechnologie liefert tägliche Annehmlichkeiten, die von den Australiern erwartet werden“, heißt es auf der Homepage der Agency. Dazu zählen etwa Navigation, Wetterbericht, Management von Naturkatastrophen oder diverse Serviceleistungen für die Landwirtschaft. Besonders beeindruckend ist die Dokumentation der zahlreichen Bushfires, bzw. deren Folgen. Die Dramatik der Zerstörung durch die riesigen Feuer ist kaum zu erahnen.
Die Forschungseinrichtung der Space Agency ist eine Einrichtung der Australischen Regierung, unter der Aufsicht vom „Department of Industry Science and Recources“
Der Eintritt im Space Discovery Center ist frei – wie in den meisten Museen hier in South Australia –, es braucht nur eine Anmeldung auf der Website.
Raumfahrt wird hier auf eine ganz wunderbar interessante, humorvolle wie verständliche Weise erklärt. Die Australian Space Agency will sehr proaktiv Lust auf die „Welt da draußen“ machen. Gezeigt wird, wie komplex und herausfordernd die Aufgaben sind. Darüber hinaus braucht es natürlich viel, viel mehr als die sichtbaren Personen in der Raumkapsel. Es geht um Neugierde, Lust am Forschen und Entdecken.
Der Weg dorthin ist bewusst leichtfüßig! – Etwa: Stand jemals Vanilleeis am Speiseplan auf einer der Apollo-Missionen?“ Dazu gibt es alle 30 Minuten kurze Vorträge rund um Raumfahrt, die von einem sichtbar gut gelaunten und höchst motivierten und diversen Team gehalten werden.
Für ein Selfie wird man flugs zum Allreisenden. Wer gerne tüftelt, kann wiederum zum Beispiel ausprobieren, wie sich ganz unterschiedliche Objekte beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verhalten. Ob Rakete, Landekapsel, Wal, Apfel oder Pizzastück …
[Foto: Selfie via App, Australian Space Discovery Center]
Karpfen und das (Un)Glück
Im Waldviertel oder in der Südoststeiermark wird der Karpfen geschätzt und gilt als feines Schmankerl zu den Feiertagen, die Schuppen sollen Glück bringen … – in South Australia, im Riverland (Murray River) schaut das ganz anders aus. Da heißt es auf der Seite des Landwirtschaftsministeriums unter anderem: „Der Karpfen ist eine der schlimmsten eingeführten Schädlingsarten in Australien. Karpfen haben erhebliche soziale, ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen.“
Die hohe Wertschätzung des Karpfens wie in Österreich oder Tschechien, die Kunst der Teiche ist in Down Under kaum zu vermitteln …
Die invasiven Karpfen verschlechtern die Wasserqualität und verdrängen heimische Fische. Mittlerweile findet man Karpfen in fast allen Bundesstaaten und Territorien. Die Fisheries Research and Development Corporation (FRDC) erforscht seit über 50 Jahren die Folgen der Karpfeninvasion. Ein kaum zu lösendes Problem ist die enorme Menge an toten Fischen in den Gewässern. Diese wird auf unglaubliche 200.000 bis 360.000 Tonnen eingeschätzt.
An anderer Stelle heißt es: „Töten Sie den Karpfen nach einem Fang sofort und lassen Sie die toten Fische nicht am Angelplatz liegen.“
Im Murray River hat der vor rund 100 Jahren von europäischen Einwanderern mitgebrachte Karpfen die heimischen Fischarten massiv zurückgedrängt. Zum Teil werden hohe Strafen angedroht, wenn Karpfen ausgesetzt werden.
Auf jeden Fall gilt, dass gefangene Karpfen niemals wieder nach dem Angeln in den Fluss dürfen. Dafür werden diese beispielsweise tonnenweise zu Dünger verarbeitet. Wenn es in der Nähe von Obstgärten an warmen Tagen manchmal streng riecht, ist der Grund vielleicht am Boden zu finden, wo hunderte Karpfen vor sich hin verrotten.
Im „National Carp Control Plan“ (NCCP) wird auch überlegt, die Karpfenpopulation mit „CyHV-3″ Herpes-Viren zu bekämpfen. Eine Entscheidung ist aber noch ausständig.
Laut dem NCCP wird seit sechs Jahren an der Machbarkeit geforscht, es sei das größte Projekt eines biologischen Bekämpfungsmittels in Australien. Elf nationale und internationale Forschungseinrichtungen sind daran beteiligt.
Die Zeitung „The Guardian“ hat dazu vor einiger Zeit auch eine große Story gebracht.
Happy Easter!!
Finally done, what a luck! To be so close to a kangaroo. And with all that Easter stuff too …
:-)
Globalisierung und Ratings im Regal
In Australien wird gerne, vielfältig, sehr international und reichlich gegessen. Es gibt keine eigenständigen „Nationalgerichte“ – vielmehr einen sehr bunten Mix von lukullischen Strömungen.
Auf der Lebensmittel-Verpackung im Handel findet sich immer der Hinweis „Made in Australia, from at least … % Australian ingredients“ – also beispielsweise von zwei bis 99 Prozent. Was auf den Preis kaum einen Einfluss hat, denn die Orangenmarmelade aus Frankreich ist beispielsweise deutlich günstiger zu haben als jene mit den 100 Prozent Aussie-Orangen.
Augenscheinlich ist auch das „Health Star Rating“. Fünf Sterne sind maximal zu erreichen. Mineralwasser schafft beispielsweise fünf, wholegrain wraps dreieinhalb, Vollkornmehl ist einen Stern besser als Weißes. Honig wiederum bekommt nur einen, Schlagobers nur einen halben. Ravioli sind für vier Sterne gut – wie auch die Milch – wobei es keinen Unterschied macht, ob die Fülle vegetarisch oder fleischig ist. Wahrscheinlich dürfen die Sternchen nicht addiert werden. Denn dann wären die jeweils 2,5 Sterne für Chips und Ketchup ein gesundheitlicher Volltreffer …
Auffallend ist, wie global das Sortiment bei den großen Händlern wie Woolworths, Aldi, IGM, Coles, Drakes, … ist. Selbst Mineralwasser wird bei Diskontern wie Aldi auch aus Italien angeboten. Joghurt und Butter kommen sehr oft vom milchwirtschaftlichen Riesen Neuseeland, Schokolade aus Deutschland, Ikea bietet Kartoffellaibchen aus Polen an, von dort stammen auch, eben entdeckt, die Tabs für die Spülmaschine. Das beflügelnde Kraftgetränk, wie auch die vergleichbaren Alternativen, sind sichtbare Produkte aus Österreich. Bald wird Ostern gefeiert – da dürfen natürlich die golden gewickelten Hasen oder bunte Schokoeier nicht fehlen, gefertigt in 1130 Wien …
Darüber hinaus gibt es eigene Labels, die auf „100 % Australian Family Owned Company“ hinweisen, die gerne mit „Supporting Aussie Jobs Always!“ kombiniert werden.
Ganz durchdekliniert wirkt das aber dennoch nicht. Denn die „Chrunchy Oat Clusters“ sind zwar „Proudly Australian made and(!) owned“, dennoch heißt es bei der Herkunftsbezeichnung „Made in Australia from at least 67% Australian ingredients“ …