Am 26. Jänner war Australia Day. Nationalfeiertag in Down Under. Und es ist ein ganz besonderer Tag, nicht nur hier in Adelaide. Deshalb wird es heute deutlich länger. Geschäfte und Banken hatten zu, die meisten Aktivitäten spielen sich an dem Tag im Freien ab – kein Wunder bei den angenehmen sommerlichen Temperaturen.
Ab dem späten Nachmittag tummeln sich tausende Gäste im wunderbaren Elder Park entlang des River Torrent. Es ist ein unglaublich buntes Treiben, sehr, sehr international und ausgesprochen entspannt und friedlich. Chinesische Drachen folgen auf schottische Dudelsackspieler, dann wieder eine Gruppe von Tibetern, mit klaren politischen Aussagen.
So einen leichtfüßigen wie gleichermaßen tiefgründigen Nationalfeiertag habe ich in Österreich noch nie erlebt. Im Grunde genommen ist es zunächst ein ganz großes Picknick im Freien, dann folgt ein kurzes, knackiges Programm mit viel Geschichte, viel Emotionen und einem zigfach wiederholten Bekenntnis zu Diversität.
Der Australia Day wird als Anlass beschworen, kurz inne zu halten. Woher kommen wir, wer sind wir, was heißt es, hier zu leben. „United in diversity“ erinnert sehr stark an das Motto der Europäischen Union. An Pathos wird nicht gespart, die Landschaftsbilder sind an Wucht nicht zu überbieten. Drei Frauen werden dann auf die Bühne gebeten: Eine junge Afghanin schildert ihre Flucht und die aktuell ausweglose und triste Situation der weiblichen Bevölkerung in Afghanistan, sie erzählt vom extrem harten Leben ihrer im Land verbliebenen Familie. Im perfekten Englisch bedankt sie sich für die Chance, die sie hier bekommen hat. Eine Frau in ukrainischer Tracht beschwört Solidarität mit ihrem Land. Und eine Milchbäuerin bringt mit wenigen Sätzen die für viele ausweglose Situation nach den dramatischen Überschwemmungen nahe. Samt Hinweis auf Klimaveränderung und die notwendigen Anpassungen im täglichen Lebensstil.
Natürlich: Der Australia Day ist seit vielen Jahren ein heftiger Reibebaum, da wird stets viel ideologisches Kleinholz gehackt. – Die Bruchlinien scheiden Traditionalisten und die „Australia’s First Peoples“, die lieber vom „Invasion Day“ sprechen. Hier in Adelaide steht auf Plakaten: „Der Australia Day Council of South Australia bestätigt, dass das Australia Day 2023 Programm auf dem traditionellen Land der Kaurna (Ureinwohner von Adelaide und den Adelaide Plains) präsentiert wird. Wir respektieren die Vergangenheit, Gegenwart und Entwicklung der Ältesten. Wir erkennen und respektieren ihren Glauben an das kulturelle Erbe und ihre Beziehung zum Land.“
Was bleibt, ist ein bislang nicht erlebter Nationalfeiertag. Der bewusst einschließt und nicht ausschließt. 51 Nationen nahmen an der Parade zum Australia Day teil. Alle schienen sehr stolz auf „ihr“ Australien zu sein. Als die Nationalhymne angestimmt wurde, standen alle von ihren Picnic-Decken auf und sangen vielstimmig mit. Ein Tag, der aus sehr, sehr vielen Teilen gebaut ist. Ein mutiges Signal Richtung Vielfalt.
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