Geist und Design für die Flasche

„We’ve reinvented the wine bottle for the future“ – recht selbstbewusst präsentiert sich „Packamama“, ein britisches Verpackungsunternehmen mit Sitz in Australien. Hier geht es nun beispielhaft um das Zusammenspiel von Design, Marketing, effizienter Logistik und um die Aufmerksamkeit bei den Kundinnen und Kunden.

Eine effiziente und kostensparende Logistik ist eine ganz entscheidende ökonomische Stellschraube für den exportorientierten australischen Weinbau. Dies umso mehr, weil Labels über den „Carbon Footprint“ von Nahrungs- und Genussmitteln immer mehr an Bedeutung gewinnen und internationale Kunden dies auch verstärkt einfordern. Auf der Hompage von „Wine Australia“ wird ganz oben auf der Startsite auf „Emissions Reduction Roadmap for the Australian Wine Sector“ verwiesen.

Bei der „Industry Climate Change Conference 2023“ am 20. und 21. April in Adelaide wurden Beispiele gezeigt, wie Treibhausgase z.B. in der Nahrungsmittelindustrie eingespart werden können. So geschehen in der Session „Tackling emissions throughout the value chain“. Weil es für die österreichische Wahrnehmung vielleicht schwer verständlich ist, möchte ich hier näher darauf eingehen. Auch deshalb, weil Design dabei eine besondere Rolle spielt.

Die hier präsentierten flachen Weinflaschen von „Packamama“ sind aus recycliertem Kunststoff mit Schraubverschluss und haben einen beinahe rechteckigen Querschnitt. Von der Haptik her fühlt sich die Flasche dennoch ähnlich wie Glas an. Laut dem Unternehmen wiegt eine Flasche 63 Gramm und ist dadurch um rund 80 Prozent leichter als eine vergleichbare Glasflasche. Auf einer australischen Handelspalette könne man so bis zur doppelten Menge an Weinflaschen stapeln. Das führe, so die Argumentation von „Packamama“, zu einer Reduzierung von Treibhaugasen beim Transport.

„Wein ist ein globales Produkt, das auf der ganzen Welt produziert und transportiert wird – die Lieferketten werden dabei zunehmend komplexer“, sagt Amelia Dales, kaufmännische Leiterin von Packamama. Es geht hier also um für österreichische Verhältnisse ungewohnte Perspektiven. Denn: Spricht man von Export bzw. Logistik im australischen Maßstab, gehen die Distanzen schon im eigenen Land sehr schnell in den hohen vierstelligen Kilometerbereich. Amelia Dales formuliert das so: „Die überwiegende Zahl an Weinen reift nicht in der Flasche, da macht ein zerbrechliches, schweres und räumlich ineffizientes Gefäß keinen Sinn. Das wiegt noch schwerer, wenn die Weine online gekauft und zugestellt werden oder bei Weinen, die während des Fluges oder bei Veranstaltungen im Freien serviert werden.“

„Unsere Flaschen sind ein Design-Statement, aber auch eine funktionale Verbesserung, ein wirtschaftlicher Vorteil und ein Nutzen für die Umwelt“, so Amelia Dales. Natürlich möchte man mit dem auffälligen Design ein ökonomisch spürbares Alleinstellungsmerkmal und neue Kommunikationsmöglichkeiten für die australischen Winzerinnen und Winzer schaffen.

Ob eine Weinflasche aus Kunststoff auch in Österreich einen Bestand hätte, beantwortet Peter Masser vom gleichnamigen und vielfach ausgezeichneten Weinbaubetrieb im südsteirischen Fötschach aus seiner Sicht recht eindeutig:

„Diese Flasche wird in Österreich keinen Platz finden. Schon vor 20 Jahren haben wir mit Kunststoff schlechte Erfahrungen gemacht. Korken aus Kunststoff führten beispielsweise zu einer überschnellen Reifung und einer raschen Alterung des Weines. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Wein in einer Kunststoffflasche zehn Jahre später bei einer Verkostung schmecken würde.“

In der Tat prallen da Wein-Welten aufeinander … Amelia Dales, kaufmännische Leiterin von Packamama hätte es wie bereits erwähnt, nicht treffender differenzieren können: „Wein ist ein globales Produkt …“ – Wer für die andere Seite des Globus Wein produziert, muss die Logistik so effizient wie möglich gestalten und etwa jedes Gramm und jeden Zentimeter einsparen. Wer Weine produziert, die erst Jahre nach der Ernte ausgeschenkt werden, steuert und agiert naturgemäß diametral anders.

Durchgedacht und höchst professionell sind beide Wege – welcher langfristig erfolgreicher sein wird, entscheiden letztendlich der Markt, aber auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Denn: Ist die Ökonomie durch und durch global, mit allen Konsequenzen und Nebenwirkungen, oder nicht?

Foto: © Jude Cohen

 

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