Unsichtbare Fahrräder

Manche ersten Eindrücke sind vielleicht geprägt von Vorurteilen oder zu schnell gefassten Meinungen. Wenn es um die Wahl des Verkehrsmittels geht, wird aus dem ersten Gefühl langsam Gewissheit. Und ich rede nur vom städtischen Bereich, wie man hunderte, vielleicht tausende Kilometer bewältigt, soll hier nicht erörtert werden.

Erstens, recht faktisch: Australia is big! Über die so oft unterschätzten Verhältnisse habe ich im März einen Beitrag geschrieben. Zweitens, immer wieder bestätigte Wahrnehmung: Die Aussies sind sehr mobil und nehmen für scheinbar „kleine Anlässe“ große Fahrten auf sich.

Dennoch startet man auch hier in Adelaide nicht täglich los ins 3.000 km entfernte Darwin … Der berufliche Alltag spielt sich wohl eher zwischen den Vororten und dem Central Business District (CBD) in Adelaide ab – oder natürlich hin zu den Shoppingcenters.

Das Rad, zu Fuß gehen, spielt unserer Wahrnehmung nach praktisch keine(!) Rolle. Das Auto bringt einen überall hin. Gibt es kein Auto vor der Türe, ist man auch nicht zuhause, weil es eben nur diese Möglichkeit zur Fortbewegung gibt. Kein Auto, keiner da!

Wenn es Radler auf den Straßen zu sehen gibt, dann sind es meist – leicht angegraute – Damen und Herren, die gut ausgerüstet einen Ausflug unternehmen, oder Trainingsrunden abspulen. Tagtägliche Besorgungen? Fahrräder vor dem Museum? Im Nahbereich der Uni? Vor der Endstation der S-Bahn? Fehlanzeige! Vor Einkaufszentren gibt es, wenn überhaupt, ein paar einsame und unbenutzte Metallbügel im Freien. – By the way ein kleiner Sidestep: Von Elektromobilität ist ab und zu auch hier die Rede, ausgewiesene Lademöglichkeiten habe ich bislang jedoch weder in den großen Shoppingmalls noch im innerstädtischen Bereich von Adelaide entdeckt. Darüber hinaus gibt es auch keine Hinweise in der Metro, etwa in Kombination mit Monats- oder Jahreskarten.

Eine Mutter zog jüngst ihre Kinder zur Seite, als Birgit und ich mit dem Radl vom Woolworths heimfuhren, etwas theatralisch rief sie den Kleinen zu: „Look at them! Those are the bikers! LOOK! AT! THEM! Those are the bikers!

Das ist natürlich eine recht subjektive Wahrnehmung und vor allem kein Werturteil – dass eine Form der Mobilität aber so gänzlich ausgeblendet ist, verwundert allerdings schon.

P.S.

Den Aussies wird ja allenthalben nachgesagt, das entspannte Leben erst erfunden zu haben. Im Autoverkehr hat sich dieser Way of Life nicht durchgesetzt …

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