„Skandal“! – Zwiebeln aus Australien

Der Newsfeed hat mir einen so richtig fetten „Skandal“ ins Blickfeld gespült.
Die Zeitung „Hessische Niedersächsische Allgemeine (HNA)“ hatte folgenden Aufmacher:
Importierte Zwiebeln sorgen für Unverständnis: „Wie wäre es denn mit einem Gewächshaus auf dem Mars???“

Nach knapp einem halben Jahr hier in South Australia musste ich ein wenig schmunzeln. Weil ich zwar kein Zwiebelgewächs aus Hessen oder Niedersachsen hier fand – wohl aber ein köstliches Brioche aus Belgien zu einem sehr günstigen Preis. Neben Dutzenden anderen Produkten rund um den Globus.
Beim zweiten Kauf, weil’s so gut war, schaute ich dann genauer auf die Herkunft und war wieder mal erstaunt über die Leistungsfähigkeit der Lebensmittellogistik und der wohl recht geringen Kosten dafür. Auf so ein Päckchen, heruntergebrochen aus einem großen 40’RF Container, auf den passen fast 30.000 kg, entfällt wahrscheinlich bloß ein sehr geringer zweistelliger Centbetrag.
Ob es sinnvoll ist, Nahrungsmittel rund um den Globus zu schicken, soll und kann man trefflich streiten, wahrscheinlich muss es künftig auch stärker geschehen.
Die Frage ist nur, ob die moralische Empörung eine gute Basis dafür ist und ab wann denn ein Transport denn nicht mehr OK ist?
„Dürfen“ nur Produkte importiert werden, wenn im Land die vergleichbare Ware nicht vorhanden ist, oder diese lokal nicht produziert werden kann? Und was tun bei Bananen aus Mittelamerika, wenn es doch Äpfel aus der Bodenseeregion, aus Südtirol oder der Steiermark gibt? Es gilt natürlich immer die nächstgelegene Region – oder?! Was tun mit Spargel aus Peru oder Heidelbeeren aus Argentinien?
Die Frage müsste vielmehr lauten: Warum kann ein bestimmtes Produkt zu dem Preis tausende Kilometer entfernt verkauft werden? Wie schauen dort Einkommen, Arbeitsbedingungen, Umwelt- und Arbeitsschutz aus? Wie hoch sind etwa die Subventionen für die Produktion und Export und was kostet der Transport?
Darüber muss geredet werden, denn diese Punkte können wirtschaftspolitisch gesteuert werden. Die moralinsaure Empörung „das darf doch nicht sein“ führt zu gar nichts.
Und, by the way: Was darf “von so weit” importiert werden? Bei Lebensmitteln ist es „böse“, bei Kleidung und Alltagskram ist die Herkunft aus Kambodscha, Vietnam oder China hingegen egal, weil nicht bekannt oder doch OK, weil der Preis für die Sitzgarnitur für den Garten alles entschuldigt?

© Screenshot: https://www.hna.de/verbraucher/import-importierte-zwiebel-australien-sorgen-unverstaendnis-gewaechshaus-mars-nachhaltigkeit-92347945.html